JALB-Alt-Emden-0080-25

Schuppen an einem Stichkanal des Fehntjer Tiefes ( Dreckwarf, Kalkwarf ), in dem die Fäkalien gelagert wurden. Die Stadt Emden verkaufte diese eingedickte „Scheiße“ als willkommenen Dünger zwecks Rückfracht an die Fehnschiffer, die als Hinfracht Torf nach Emden gebracht hatten. Das Verladen dieser eingedickten übelrichenden Masse wurde von den Torfschiffern „Speck snieden“ genannt. Verwaltet wurde diese „Deponie“ von Gerd und Martje Klaaßen, Kanalgeld-Erheber, Am Herrentor 2, die auch das fällige „Kanalgeld“ von den vom Fehn kommenden Torfschiffen an der Herrentorbrücke für die Stadt erhoben. ( siehe auch Bild Nr. 0080-24 ).Im Hintergrund der Wasserturm an der jetzigen Friedrich Ebert-Straße.Nachdem durch den Bau der Nesserlander Schutzschleuse und die Eindeichung der Emder Bucht ( von Borssum über die Insel Nesserland nach Larrelt ) der Emder Hafen tidefrei wurde, musste eine neue Lösung für die Ableitung der Fäkalien gesucht werden. Bisher wurden die Fäkalien bei jeder Ebbe aus den städt. Kanälen durch die Siele in die freie Ems gespült. Laut Plenarbeschluss vom 21.8.1885 wurde daher 1885 bis 1887 mit dem Bau einer neuen Kanalisation begonnen. Es konnten darum ein Teil der für die Spülung der städt. Gewässer benötigten Kanäle und Siele zugeworfen werden. Trotzdem konnte ein erheblicher Teil der Emder Haushalte aus Kostengründen noch nicht an die neue Kanalisation angeschlossen werden. Diese wurden „mit Aborteinrichtungen mit austragbaren Tonnen nach Delfter- oder Heidelberger- System“ entsorgt. Der Inhalt dieser Tonnen wurde durch sog. „Tüntje-Wagen“ entsorgt, die bei den letzten Haushalten noch bis 1944 die Fäkalien abholten.